Interview-Reihe in den Nachrichten aus der Chemie
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Kind und Karriere, Familie und Beruf? Nicht immer ist beides gut unter einen Hut zu bekommen. In unserer neuen Reihe, die in den “Nachrichten aus der Chemie” erscheint, fragen wir Menschen aus der Chemie wie sie Familie und Beruf erleben. Alle Artikel lest ihr in den Nachrichten aus der Chemie und in der GDCh-App.
In der Reihe erschienen sind:
Prof.'in Lena Daumann Wenn es normal wird
Chemikerin will Lena Daumann schon als kleines Mädchen werden. Der Wunsch, Mutter zu sein, kommt erst viel später dazu. Lange Tage im Labor, Chemikalien, mit denen Schwangere nicht arbeiten dürfen, Konferenzen oder Vorträge am Abend – Mutterschaft und Chemie lassen sich auf den ersten Blick nicht leicht vereinbaren. So soll es nicht bleiben, und dazu möchte Daumann ihren Beitrag leisten.
Prof. Johannes Teichert Immer nur kurzfristig planen
Johannes Teichert ist Professor für organische Chemie und hat zwei Söhne. Dass er und seine Frau jeweils Berufe ausüben können, an denen sie Spaß haben, erlebt er als „eine Herausforderung mit wenig Schlaf und viel Abstimmung”. Seinen Werdegang an der Uni begleitete die Frage, ob es dort weitergeht oder nicht. Das schafft kein Umfeld, das die Planbarkeit einer Familie erleichtert. „Trotzdem ist mir klar, dass ich an vielen Stellen von Vorteilen profitiert habe, von denen ich weiß, dass andere Leute die nicht haben.” So stammt er aus einem Akademikerhaushalt, ein Stipendium erleichtert ihm den Einstieg ins Studium, und im Lauf der Karriere kann er sich auf die Unterstützung der erweiterten Familie verlassen.
Clara Hartling Ehrenamt, nachhaltige Chemie und ein Kind
Clara Hartling studiert Chemieingenieurwesen an der Technischen Universität Berlin und arbeitet nebenbei in einem Chemie-Start-up zum Thema Elektrolyse und künstliche Intelligenz (KI). Hartling begeistert sich für nachhaltige Chemie und freut sich, das Wissen aus dem Studium in ihrem Job praktisch anwenden zu können. Job und Studium zu vereinbaren, gestaltet sich nicht immer einfach, besonders als alleinerziehende Mutter und in der Chemie.
Matthias Bahlmann „Flexibilität im Job hatte immer Priorität“
Der Weg in die Industrie interessiert Matthias Bahlmann schon im Studium. Er möchte wissen, wie die Chemikalien am Ende tatsächlich eingesetzt werden können. Er und seine Frau setzen bei der Berufswahl aber auch auf Jobs, die sich mit ihrer Familienplanung vereinbaren lassen. Mit seiner Stelle bei Evonik hat Bahlmann die Flexibilität im Job gefunden, die er sich als Familienvater wünscht. Gleichzeitig kann er an der Schnittstelle von Chemie und Ingenieurwissenschaften arbeiten, die ihn begeistert.
Dr. Ulla Gerling-Driessen Wenn Eltern forschen wollen
Ulla Gerling-Driessen ist Nachwuchsgruppenleiterin in Düsseldorf und Mutter zweier Kinder. In ihrer Forschung zur Proteinglykosylierung konzentriert sie sich auf biologische Anwendung. Sie hat einige Standortwechsel hinter sich, beschreibt es als „Nervenkitzel“, von Projekt zu Projekt zu planen. Die befristeten Verträge sind für ihre Familie aber mit Unsicherheit verbunden und erschweren, langfristig zu planen. Gerling-Driessen sieht die Chance für junge Wissenschaftler:innen, die Familie und Forschung vereinen wollen, das aktuelle System zu ändern.
Dr. Steve Waitschat Durch Traditionenbrechen zu Familienglück und Berufserfolg
Steve Waitschat arbeitet die meiste Zeit im Homeoffice. Sein Job in der Wirtschaftsprüfung ermöglicht ihm, viel Zeit mit seinen zwei Söhnen zu verbringen. Er ist dankbar für die Flexibilität, die ihm sein Arbeitgeber bietet. Grenzen zwischen Familie und Job seien an gewissen Stellen nötig, können aber auch aufgeweicht werden, um sowohl den Arbeitsalltag als auch das Familienleben einfacher zu gestalten. „In diesen Dingen ist die Gesellschaft erwachsener geworden”, findet Waitschat. Für ihn ist es ein Kompromiss, die Arbeit stets im Kopf zu haben und gleichzeitig die Kinder groß werden zu sehen.
Dres. Uta Corinna und Birk Stange Einklang von Labor bis Kinderzimmer
Das klassische Modell einer Familie aus Vater, Mutter und Kind sieht in den ersten Lebensjahren des Kindes so aus:Der Mann geht arbeiten, die Frau übernimmt die Kinderbetreuung. So erging es auch Uta Corinna Stange und Birk Stange. Doch die Situation hat beide unglücklich gemacht: „Wir haben ganz unterschiedliche Beziehungen zum Kind aufgebaut, und das hat uns nicht gefallen“, sagt Uta, die ebenfalls gerne arbeiten wollte. Wie haben die beiden es geschafft, all ihre Bedürfnisse in Einklang zu bringen?
Noch mehr Lesestoff: Einen Blick ins Chemiestudium der 1950er bis 1970er Jahre bietet die Reihe Chemikerinnen und Chemiker erinnern sich von den Seniorexperten der Chemie. Wie haben sich das Familienbild und die Anforderungen an forschende und arbeitende Eltern in den letzten 50 Jahren verändert?